WHEREAMiNOW – Istanbul’da (5)

Vom Regen

Nasılsın, Istanbul? Ben de iyiyim, teşekkür ederim.
Es gibt gute Tage und es gibt schlechte Tage, und es gibt die Sprache, die nicht ausreicht, um alles zu beschreiben, was ich wahrnehme, und auch nicht das: wie ich wahrgenommen werde an diesem Ort, denn der Ort entscheidet mit darüber, wer du bist. Ich ist nicht gleich Ich, wie Mark Fisher (Das Seltsame und das Gespenstische) differenzierte, es gibt das Ich, das nach draußen schaut und sich selbst dabei vergisst, und es gibt das Ich, das vom Außen wahrgenommen wird und darüber das Außen vergisst.

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WHEREAMiNOW – Istanbul’da (4)

Freiheit ist eine Girlande aus Thermopapier

İyi günler dilerim, Boğaz. Ich fahre mit den Fähren von Karaköy nach Ortaköy, mit einem Buch in der Hand, ich lese, aber eigentlich lese ich nicht, sondern denke darüber nach, warum ich nicht das tue, was ich eigentlich hier tun wollte, über einen bestimmten Ort zu schreiben, und dieser Ort heißt Zwischen. Mit Leuten wollte ich auf den Fähren zu sprechen, weil die Fähren besondere Orte des Zwischen sind, flüchtige Orte, aber dennoch keine Nicht-Orte, denn mit jeder Fähre und mit jeder Fährfahrt sind Gefühle verbunden, Gedanken und Erinnerungen, so wie der Bosporus eine Verbindung zwischen zwei Orten, ja zwischen zwei Kontinenten ist, aber andererseits auch ermöglicht, sich von diesen Verbindungen zu lösen, immer wieder aufs Neue.

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WHEREAMiNOW? – Istanbul’da (3)

Cep telefonu – die Erfindung des Handys in der Türkei

Günaydin, Istanbul. Der Laden in der Anabala Pasaji ist geschlossen, und jedes Mal, wenn ich vorbeigehe, schaue ich sehnsüchtig hinein, und das geht seit Tagen schon. Heute endlich sehe ich Licht, und in einem der Fenster sitzt eine Frau mit einem sympathischen Gesicht und ich winke ihr und sie kommt zur Tür, çanta telefonu(1), sage ich, ich habe mir das natürlich vorher überlegt, auch wie viel ich bezahlen würde, und sie sagt, leider leider, und jetzt wo ich das schreibe, weiß ich gar nicht, was sie gesagt hat, bestimmt nicht unfortunately unfortunately, sondern vielleicht maalesef (2), und auf Englisch erklärt sie mir, dass die Tasche mit dem Telefon nicht verkäuflich sei. Es ist nämlich ihre eigene.

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WHEREAMiNOW? – İstanbul’da (2)

Ich sollte an etwas teilnehmen

Iyi günler, Istanbul. Du hast dich verändert. Ich kann nicht konkret sagen, wie, deine Straßen sind wie am Tag meiner Ankunft, voll: voller Menschen, voller Katzen und voller Autos, denn wo sollen Menschen, Katzen und Autos auch sonst hin, in einer Stadt wie dir. Sie können nicht alle zuhause bleiben. Die Kinder hatten schulfrei und viele Veranstaltungen wurden abgesagt. Ein paar Nächte lang war es mucksmäuschenstill, nur die Katze, die im Einkaufszentrum wohnt, weinte. Sie weint jede Nacht, denn das Einkaufszentrum hat nachts geschlossen.

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WHEREAMiNOW? – İstanbul’da (1)

It’s a cat’s world

Merhaba, Istanbul. Ich wollte dir einen Brief schreiben, aber ich weiß nicht, wo ich ihn hinschicken soll. Du bist ja schon hier. Und ich bin jetzt auch hier, rein örtlich dürfte es also keine Distanz zwischen uns geben, auch wenn ich im fünften Stock wohne und du in allen Stockwerken, in allen Häusern, und gleichzeitig auf der Straße, auf den Treppen, in den Bäumen, zwischen den Meeren wohnst. Ob wir eine Überlagerung sind, weiß ich nicht, du überlagerst mich auf jeden Fall, aber ich dich? Darüber muss ich noch nachdenken. Habe ja jetzt drei Monate Zeit dazu.

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NEUERSCHEINUNG: Spukhafte Fernwirkung

Nur wenige Tage nach der Verleihung des Nobelpreises für Physik an Alain Aspect, John F. Clauser und Anton Zeilinger für ihre Forschung zur Spukhaften Fernwirkung ist mein neuer Roman erschienen, der genauso heißt.

Roman, Hardcover, 416 S.
ISBN 978-3-941306-52-3, 24 Euro
Erscheinungstermin: 10.10.2022

BUCHPREMIERE. 2.11.2022 Literaturhaus Köln

Buch bestellen beim Lichtung Verlag oder im lokalen Buchhandel oder bei deinem Lieblingsbuchladen (Link bitte selbst setzen).

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Literarische Porträts von der Straße der Arbeit

Im Frühjahr 2022 war ich vier Monate lang auf der Straße der Arbeit im Bergischen Land unterwegs, größtenteils zu Fuß. Die literarischen Porträts, die im Rahmen des Residenzprogramms stadt.land.text NRW entstanden sind, kann man auf dem Stadt.Land.Text-Blog nachlesen. Zudem werden einige der Texte in einer Anthologie veröffentlicht, die voraussichtlich im Herbst 2022 erscheint.

Werkstattlesung am 17.2. in Schwandorf – 19.30 Uhr

„Es regnet und Silvana sitzt unter dem Schirm, und eigentlich ist das ganz schön, mit dem Schirm schräg über dem Kopf den Regentropfen zuzuschauen. Wie sie sich mutig von den Streben  an die Spitzen gleiten lassen, um von dort aus in die Tiefe stürzen. Es tut auch den Augen gut, nicht immer nur auf den Boden zu schauen.“

In Ulrike Anna Bleiers Roman Spukhafte Fernwirkung treten rund 200 Figuren auf und agieren miteinander – und nicht selten auch aneinander vorbei. Ihre Wege kreuzen sich oder driften auseinander wie Parallelen auf einer gekrümmten Fläche. Erzählerin ist die Welt selbst. Sie kennt keine Hauptfigur und keine Hierarchie der Ereignisse. Sie ordnet nicht ein und bewertet nicht.

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Blog über das Quebec-Stipendium

Von Mitte September bis Mitte November 2021 war ich als Writer-in-Residence in Quebec (Kanada). Alle zehn Blog-Beiträge zum Kanadastipendium sind auf dem Literaturportal Bayern unter Literarische Notizen aus Quebec zu finden oder unter #WHEREAMiNOW. Auch die Blogbeiträge aus Meran (August 2021) könnt ihr dort nachlesen.

From 13th September to 12th November 2021, I was writer-in-residence in Quebec, Canada. You can find some excerpts ot my blog about the residence here.

Du 13 septembre au 12 novembre 2021 j’etai autrice en residence au Québec, Canada. On peut trouver queluques extraits de mon blogue au site web de la Maison de la Littérature Québec.

Excerpts of my blog #SiXHOURSLATER. Report from Quebec.

Cubistic artwork, cut in a row (before)

13.09. In the Algonkin language, Kebec designates the place where the river becomes narrow. The Algonkin (also: Algonquin) are a tribe of northarmerican natives who belong to the First Nations of Canada and their language root is one of the widest-spread in North-America. Kebec ist not only a poetic depiction of a true place but also an appropriate description. Coming from Montreal and the Big Lakes, the Sankt-Laurence-River becomes quite narrow and measures at its most narrow spot 640 meters. And after that it does three really surprising things.

„Excerpts of my blog #SiXHOURSLATER. Report from Quebec.“ weiterlesen